Zwei deutsche Fahrzeuge waren in einen Verkehrsunfall in der Schweiz verwickelt. Auf den ersten Blick wirkte der Schaden vergleichsweise harmlos – doch aufgrund der sorgfältigen Pflege (lückenlos Scheckheftgepflegt bei VW) entpuppte sich der tatsächliche Schaden als weitaus umfassender. In diesem Blogartikel erfahren Sie, welche rechtlichen, versicherungstechnischen und praktischen Aspekte bei einem solchen Fall relevant sind.
Was ist passiert und was ist zu tun?
Um die spätere Abwicklung mit den beteiligten Versicherungen nicht zu behindern, ist es enorm wichtig den Unfallhergang zu dokumentieren.
Zwei Fahrzeuge kollidieren auf Schweizer Staatsgebiet, beide sind in Deutschland zugelassen und versichert.
Sofort nach dem Unfall werden sichtbare Schäden festgestellt – z. B. Kratzer, Lackabweichungen, kleinere Dellen. Kein offenkundiger Rahmenschaden oder gravierende Verformung.
Wichtig: Unbedingt die Kantonspolizei informieren und einen internationalen Unfallbericht ausfüllen!
Vorlagen in vielen europäischen Sprachen finden Sie u.a. auf der Seite des ADAC >>HIER<<
Rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz
Wenn Deutsche in der Schweiz einen Verkehrsunfall haben, sind spezielle Regelungen zu beachten.
Schweizer Haftpflichtrecht
Die Schweiz hat ein anderes System zur Unfallregulierung, insbesondere bei Haftungsfragen. Es gilt das schweizerische Straßenverkehrsgesetz und oft auch Bestimmungen der Kantone.
- Trotzdem erlaubt es eine Ausnahmeregelung, dass die beteiligten Versicherer die Sache außerhalb der ansonsten geltenden Bestimmung aus dem System des im Ausland geltenden „Grüne Karte“ Abkommens regulieren
Grundsätzlich gilt: Das Straßenverkehrsrecht des Landes in dem der Schaden eintritt und das Schadenersatzrecht Deutschlands, sofern, wie in diesem Fall, beide Fahrzeug in D versichert sind.
Offenbar kleiner Schaden fällt höher aus als angenommen
Obwohl der äußere Schaden zunächst gering wirkt, spielt die Servicehistorie eines Fahrzeugs eine große Rolle bei der Schadenbewertung und -regulierung.
Anspruch auf fachgerechte Reparatur und Originalteile
Ein scheckheftgepflegtes Fahrzeug hat typischerweise alle Wartungsarbeiten und Inspektionen nach Herstellervorgaben erhalten – meist auch mit Originalersatzteilen. Dies führt zu zwei wichtigen Konsequenzen:
Originalteile vs. Aftermarket
Versicherer oder Schadenverursacher müssen unter Umständen Originalteile verwenden, wenn diese in der Vergangenheit stets verwendet wurden. Das kann deutlich teurer sein als generische Ersatzteile.Herstellergarantie und Vorschriften
Automobilhersteller und Werkstätten verlangen oftmals, dass Wartung und Reparatur nach Vorgaben erfolgen, um Garantieansprüche zu sichern. Bei Unsicherheit über die Qualität der Reparatur könnte andernfalls der Verlust von Gewährleistung oder Garantie drohen.
Wertminderung und Wiederverkauf
Ein scheckheftgepflegtes Fahrzeug hat in der Regel einen besseren Zustand, wenn es um Technik – Motor, Getriebe, Fahrwerk – geht. Entsprechend höher ist der Anspruch auf Werterhalt. Wird nun ein Schaden repariert, muss die Reparatur so ausgeführt werden, dass dieser Zustand weitgehend wiederhergestellt wird – was zusätzliche Kosten verursacht.
Tatsächlich höherer Schaden: Beispiele und Gründe
Warum der Schaden trotz äußerer Harmlosigkeit höher ausfiel
Verborgene Schäden
Strukturelle Schäden: Teile des Fahrzeugs, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind – Längsträger, Querlenker, Rahmen – können verzogen oder beschädigt sein.
Karosserie und Lack: Wird nur ein Teil lackiert, muss oft das Teil demontiert werden, umliegende Bereiche geschützt, anschließende Lackierarbeiten mit zusätzlichen Schritten (Vorbehandlung, Ausbesserung) durchgeführt.
Elektronik und Sensorik: Moderne Fahrzeuge haben zahlreiche Assistenten (z. B. Fahrerassistenzsysteme, Parksensoren, Kameras), deren Kalibrierung und Austausch erhebliche Kostenfaktoren sind.
Höhere Material- und Arbeitskosten durch Sorgfalt
Originalersatzteile: Höchstmögliche Qualität, passende Herstellerkomponente.
Spezialwerkstätten: Manche Reparaturen können nur in Vertragswerkstätten oder hochqualifizierten Fachbetrieben durchgeführt werden, was den Stundensatz deutlich erhöht
Was sollten Betroffene tun?
Damit Schadenersatz und Regulierung möglichst effizient und fair ablaufen, hier konkrete Handlungsanweisungen.
1. Beweise sichern
Unfallort fotografieren: Fahrzeuge, Positionen, Schäden aus verschiedenen Winkeln.
Schriftliche Unfallbericht erstellen, falls Polizei nicht vor Ort war.
Zeugen: Namen und Kontaktdaten notieren.
2. Prüfen, was gewährleistet ist
Fahrzeughistorie: Inspektionen, nächster Service, Originalteile – alle Belege zusammentragen (Checkheft)
3. Gutachter einschalten
Möglichst einen neutralen und zertifizierten KFZ Sachverständigen hinzuziehen, um auch verdeckte Schäden aufzudecken und Nebenkosten zu kalkulieren
4. Kommunikation mit Versicherer und Verursacher
Gerade in rechtlich nicht üblichen Konstellationen empfehlen wir die Hinzuziehung eines Fachanwaltes für Verkehrsrecht. Wir beraten Sie auch hier gerne unverbindlich und unabhängig!
Fazit
Ein Unfall mit zwei deutschen Fahrzeugen in der Schweiz mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen – besonders wenn äußerlich nur kleine Schäden sichtbar sind. Doch die Kombination eines scheckheftgepflegten Fahrzeugs und moderner Technik kann dazu führen, dass unsichtbare Schäden bedeutend kostspieliger sind als erwartet. Wer seine Rechte kennt, Beweise sichert und auf Originalteile sowie Herstellerwerkstätten pocht, ist deutlich besser gestellt, wenn es um faire Entschädigungen geht. Besonders in grenzüberschreitenden Fällen zwischen Deutschland und der Schweiz sind sorgfältige Dokumentation, rechtzeitige Meldung und vertrauenswürdige Gutachten die Schlüssel zum erfolgreichen Schadensersatz.